We fight back! Jede Gewalt gegen Frauen ist zu viel!
Frauen* aus unserer Stadt trafen sich bei der Stadtkirche und starteten am Marktplatz die gemeinsame Aktion. Das Elferwieble erhielt eine symbolische Augenbinde, „ni una nemos“ und die scheinbare Idylle des Weihnachtsbaum vervollständigten wir mit den Orten und Todesdaten von 18 Frauen aus Baden-Württemberg, die von ihrem Partner oder Ex ermordet wurden: weil sie eine Frau waren. Mit 18 achtzehn Paar Frauenschuhen, die wir am Baum befestigten, drücken wir unsere Trauer und Wut über diese Femizide aus.
Das eigene Zuhause ist der unsicherste Ort für Frauen !
Mit beleuchteten Schirmen gingen wir dann durch die Muslen und machten mit Plakaten, mit Kreide ummalten Frauenkörpern und Sprühkreide mit der Aussage „Nein heißt Nein“ auf dem Boden auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Auch wenn nur wenige Menschen am dunklen, kalten frühen Abend noch unterwegs waren, konnten wir so Aufmerksamkeit erhaschen.
Gegen die Gewalt, die kein Randphänomen oder individuelles Problem einzelner Frauen* ist, gegen die Gewalt, von der wir alle im Lauf unseres Lebens betroffen waren und sind: sexuelle Beleidigungen, Stalking, Kontrolle, permanente Abwertung, Bedrohung, Manipulation und digitale Gewalt.
Die Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen ist in dieser patriarchalen, am maximalen Profit orientierten kapitalistischen Gesellschaft strukturell verankert. Mitgetragen wird das von Medien, Polizei und Justiz, wenn Frau*en nicht ernst genommen werden, weggeschaut und verharmlost wird.
Wir sind wütend, dass immer noch Frauenhausplätze fehlen, die Finanzierung von Straßen selbstverständlich ist, aber die ausreichende Finanzierung zum Schutz von Mädchen und Frauen, von Frauenberatungsstellen immer auf der Kippe stehen. Wir sind wütend, dass mehr staatliche Energie dafür aufgebracht wird, Ladendiebstahl, den Schutz des Privateigentums, Lärmbelästigungen und ähnliches zu verfolgen statt bedrohte Frauen vor ihren Peinigern zu schützen, Näherungsverbote zu kontrollieren und durchsetzen.
Jede Gewalt gegen eine Frau und jeder Femizid bedeutet:
getroffen hat es eine von uns, gemeint sind wir alle!
Unsere nächste Station war die Franziskuskirche:
Maria war keine Jungfrau!
Weg mit dem § 218 und § 219a ! Alles andere ist Gewalt!
Die katholische Kirche ist ein Symbol für Doppelmoral, für Sexismus und verschwiegene Gewalt, für ein rückwärtsgewandtes Frauenbild und die Ablehnung der Selbstbestimmung von Frauen, was sie anschaulich mit dem Abtreibungsverbot als angeblichem Lebensschutz illustriert.
Patriarchale, gewalttätige, sexistische Männer, die über unseren Körper, unser Leben meinen, bestimmen zu können, nehmen wir nicht mehr hin.
Wir haben hier keine Thesen angeschlagen, das aber mit einer Kleiderbügelaktion und Texten zum Ausdruck gebracht.
Um klarzustellen: wir sind nicht für Abtreibungen, aber manchmal haben Frauen keine andere Wahlmöglichkeit. Und dann muss das ihre ureigenste Entscheidung sein.Dann brauchen Frauen den kostenfreien Zugang zu einer möglichst schonenden und medizinisch sicheren Abtreibung.
Durch die Kälte und Dunkelheit gingen wir weiter durch die
Bahnhofsunterführung zum LGS Gelände und brachten Transparente an und machten zum Abschluss ein gemeinsamen Aktionsfoto:
Sexistische Gewalt und Anmache kennen keine Nationalität !
Den Machos sagen wir: Egal ob ihr clean und nüchtern seid oder besoffen und zugedröhnt! Egal, ob ihr schwäbisch, hochdeutsch, irgendeinen sonstigen Dialekt oder eine andere Sprache sprecht. Egal, ob ihr z.B. vom Neckarstadtteil oder vom Sauerwasen, aus Italien oder der Türkei, oder von sonst wo herkommt: Wir nehmen das Spießrutenlaufen nicht mehr hin. Wir haben genug von sexistischer Anmache, geilen Blicken, wir haben genug vom Mackertum von jungen und alten Männern. Unser kurzer Rock oder unsere Schlapperhose, unsere Körper, unsere Form zu leben, gehen Euch nichts an.
Wir sind die Hälfte der Menschheit! Wir sind solidarisch mit den Frauen und Mädchen weltweit, die für ihre soziale und sexuelle Befreiung, gegen sexualisierte Gewalt und Femizide kämpfen. Wir sind solidarisch mit den Frauen in der Türkei, den Frauen der kurdischen Selbstverteidigungs-einheiten in Nordostsyrien in Rojava, den kurdischen Kämpferinnen im Shengal und im Kandilgebirge im Nordirak. Der Kampf gegen Gewalt an Frauen und für Selbstbestimmung ist der gleiche, auch wenn wir unter verschiedenen Bedingungen für unsere Rechte streiten.
Der Kampf um die Befreiung der Frauen ist international!
Mit der Aktion am Stellwerk beendeten wir den feministischen Spaziergang: durchfroren, mit inzwischen durchnässten Masken und trotzdem ermutigt mit der Gewissheit, 365 Tage im Jahr ist Frauenkampf.