Zum Internationalen Frauentag hat das 8.März-Treffen in Schwenningen zu einer Demonstration in der Innenstadt unter dem Motto „Wir kämpfen für gleichen Lohn, Selbstbestimmung und die Rosen dazu“ aufgerufen. Zum Auftakt erhielt das Elferwiible auf dem Schwenninger Marktplatz ein passendes Outfit und dazu noch ein Plakat.
In der Rede der Auftaktkundgebung stellten wir klar, dass wir ein Leben, in dem unsere Bedürfnisse wirklich zählen, sicher nicht geschenkt bekommen. Und in Zeiten der kapitalistischen Krise, von Aufrüstung und wachsender Kriegsbereitschaft steht den Herrschenden der Ausbau der öffentlichen Daseinsfürsorge gleich ganz und gar nicht im Sinn. Davon betroffen sind vor allem lohnabhängige Frauen. Die patriarchale Gesellschaft schreibt Frauen die Haus- und Pflegearbeit als natürliche Aufgabe zu. Wir fangen im Privaten auf, was dieser Staat nicht zur Verfügung stellt. Hinzu kommen schlechter bezahlte Arbeitsplätze, Überlastung, und Unterfinanzierung in der Pflege, Kitas …
Einher geht diese neoliberale Agenda mit einem reaktionären, rassistischen, sexistischen, dem Mottenkiste des Patriarchats entsprungenen Frauenbild von AfD, klerikalen Gruppierungen und offenen Faschos. Den Rollback, der in den letzten 50 Jahren feministisch erkämpften Fortschritte, lassen wir nicht zu. Wir kämpfen für eine lebenswerte Perspektive, für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung, Umweltzerstörung, Rassismus, Vertreibung und Krieg.
Im Anschluss an die Rede starteten wir mit einer kleinen, aber lauten und gut sichtbaren Gruppe die Demo, mit dabei solidarische Männer, und nahmen uns die Straßen der Schwenninger Innenstadt. Mit Plakaten, unserem Transparent und kämpferischen Parolen machten wir deutlich: Wir Frauen, alle Geschlechter, können nur frei und selbstbestimmt leben, wenn wir gegen dieses kapitalistische und patriarchale System kämpfen. Das muss weg!
Mit dabei waren auch Frauen von den Omas gegen Rechts mit der eigenen roten Bank gegen Gewalt gegen Frauen und Infomaterial zu diesem Thema.
Wir waren aber schon etwas enttäuscht, dass es nicht gelungen war, mehr Frauen für die Demo zum Internationalen Frauentag mobilisieren. Wir hatten uns mehr kämpferische Akteur:innen erhofft und auch erwartet. Die Misere ist doch offensichtlich, die gerade auf uns zu kommt.
Aber trotzdem: Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben!
So waren wir auch an die Vorbereitung herangegangen. Gemeinsam haben wir vom 8. März-Treffen mit Spaß und Ernsthaftigkeit diesen Internationalen Frauentag kollektiv vorbereitet und viel Power in die Mobilisierung und Gestaltung gesteckt. Genau daran werden wir mit der Gründung eines offenen feministischen Treffen mit festen Terminen von jetzt an anknüpfen. Dort werden wir auch auswerten, was wir gut vorbereitet haben, aber auch, wo unsere Fehler in der Vorbereitung des 8. März lagen, dass wir nicht mehr Frauen auf die Straße mobilisieren konnten und wie wir das für die Zukunft besser und mit mehr Frauen zusammen schaffen.
Usere Rede zum Nachlesen haben wir unten angefügt.
Liebe Frauen und solidarische Männer/ liebe Alle,
wir haben unsere Demonstration zum Internationalen Frauentag diesen 8. März unter das Motto „Wir kämpfen für gleichen Lohn, Selbstbestimmung und die Rosen dazu“ gestellt. Das bekommen wir sicher nicht geschenkt, aber wir haben, wenn wir kämpfen, eine Welt zu gewinnen. Eine Welt, die wir Frauen maßgeblich gestalten und in der unsere Bedürfnisse für ein gutes Leben wirklich zählen.
Denn so könnte unser Leben sein: Stellt euch einmal einfach vor, es ist selbstverständlich, ein anständiges Dach über dem Kopf, genügend Geld für die Heizkosten für eine warme Stube zu haben. Du kannst jeden Tag im Monat essen, was dir gut tut und bis du satt bist. Du brauchst das nicht mehr immer planen, dafür einkaufen, kochen und danach den Abwasch und das Aufräumen erledigen. Das bleibt nicht mehr an dir hängen, weil das gemeinschaftlich organisiert ist. Und wenn du bei der Arbeit bist, ist dein Kind gut in der Kita oder der Schule aufgehoben. Deine Arbeit im Betrieb, der Pflege, in der Kita usw. kannst du gut schaffen ohne wegen Personalmangel unter Dauerstress zu stehen. Und wenn du oder Angehörige krank werden, ist die richtige Behandlung und gute Pflege durch die Gesellschaft gesichert. Wenn du einen Arzttermin brauchst, bekommst du diesen – auch wenn du ganz normal krankenversichert bist.
Das, was ich hier aufgezählt habe, könnte alles möglich sein, aber unsere Realität ist trotzdem eine andere. Das liegt ursächlich nicht in einem Missmanagement der Politik. Sondern es liegt ganz einfach am gesellschaftlichen System. Für die Reichen im Land und die Regierung haben nicht eine gute Infrastruktur für uns die Priorität, sondern, sich in der internationalen Konkurrenz durchzusetzen, die eigene Macht zu behaupten und zu sichern. Dafür sollen wir, besonders in der Krise, den Gürtel enger schnallen. Und dabei nimmt die Schere zwischen Arm und Reich weiter zu. Den öffentlichen Dienst, die öffentliche Daseinsfürsorge auszubauen, steht ihnen in Zeiten der Krise der kapitalistischen Wirtschaft, von Aufrüstung und wachsender Kriegsbereitschaft ganz und gar nicht im Sinn. Und das, obwohl 400 000 Kitaplätze in Deutschland fehlen, die flächendeckende Gesundheitsversorgung immer mehr gefährdet und Krankenhäuser geschlossen werden ohne dass es dafür eine gleichwertige Alternative ambulante Versorgung gibt.
Wir, die von dieser Misere am meisten betroffen sind, zählen aber letztlich kaum oder eher gar nicht. Wichtig für die Herrschenden ist vor allem, die vorhandenen Mittel – die ja von uns erarbeitet werden – für Aufrüstung und Subventionen für die Großindustrie umzuverteilen, gepaart mit Steuerentlastungen für Besserverdienende. Es ist offensichtlich, dass, wenn der Profit für wenige oberstes Ziel ist, letztlich wir, unsere Klasse auf der Strecke bleiben.
100 Milliarden zusätzlich für die Bundeswehr waren fix beschlossen und inzwischen ist klar, es werden mehr. Schon jetzt wird jeder fünfte Euro aus dem Bundeshaushalt für die Bundeswehr ausgegeben. Aber Krisen und Kriege sind keine lebenswerte Perspektive – dieses kapitalistische, patriarchale System raubt uns unsere Zukunft.
Die Betroffenen dieser Politik sind vor allem lohnabhängige Frauen. Die patriarchale Gesellschaft schreibt uns Frauen die Haus- und Pflegearbeit als natürliche Aufgabe zu. Noch immer sind wir es, die in unserer Freizeit und umsonst die Hausarbeit, Kindererziehung und Betreuung von Angehörige erledigen. Wir fangen im Privaten auf, was dieser Staat nicht zur Verfügung stellt und nicht organisiert. Hinzu kommen schlechter bezahlte Arbeitsplätze, Überlastung und Unterfinanzierung – besonders Frauen, die im sozialen Bereich, in der Pflege oder der Reinigungsbranche arbeiten, erleben das Tag für Tag.
Dass sich diese soziale Wirklichkeit in der Stimmung im Land widerspiegelt, ist nicht verwunderlich. Als Antwort auf die Verunsicherungen und Existenzängste wird uns als vermeintliche Lösung Rassismus und das Treten nach unten geboten. Befeuert in verschiedenen Ausprägung von Rechtsaußen bis zu den Regierungsparteien.
Dass inzwischen Millionen Menschen gegen den offen faschistischen Rassismus der AfD auf die Straße gehen, macht Mut. Aber, wenn wir die Rechten in die Schranken weisen wollen, müssen wir auch die neoliberale und sexistische Agenda, ihr zutiefst frauenfeindliches Familienbild – das der Mottenkiste des Patriarchats entspringt, bekämpfen. Allen voran die AfD versucht mit ihrem Familienbild der bürgerlichen Kleinfamilie mit der liebenden Mutter am Herd und Kindern am Rockzipfel den Rollback aller feministisch erkämpften Freiheiten der letzten 60 Jahre einzuläuten. Klar ist, dazu gehören dann noch viel mehr Abhängigkeit, Gewalt, Unterdrückung und Sexismus. Es ist ein direkter Angriff auf unsere gesamte Persönlichkeit als Frauen, aber auch gegen alle Menschen, die nicht in das Bild der heterosexuellen Kleinfamilie von Mann, Frau, Kindern passen.
Noch eine Anmerkung dazu: Gewalt gegen Frauen, Anmache und Abwertung gibt es bei der AfD nur, wenn sexuelle Übergriffe gegen die, am besten gegen Geflüchtete und Migranten ausgeschlachtet werden können. Dass Gewalt gegen Frauen, aber auch die doppelte Ausbeutung durch die zusätzliche unbezahlte Reproduktionsarbeit Folgen der patriarchalen kapitalistischen Gesellschaft sind, soll unter dem Deckmantel des Miefs des vergangenen Jahrhunderts versteckt werden.
Wir sagen, so nicht! Der AfD treten wir entgegen, feministisch kämpfen wir gegen die rechte Welle. Backen, kochen, stricken sind Hobbies, aber sicher nicht unser Lebenszweck. Fürsorglichkeit und Achtsamkeit bedeuten nicht Aufopferung, sondern für eine friedliche und solidarische Welt für uns, unsere Kinder und Enkel einzutreten.
Wir Frauen wissen, was wir für ein besseres Leben brauchen. Wir wissen, wie wir unsere Arbeit gestalten müssen, damit wir gute Arbeitsbedingungen haben. Wir wissen, dass die Macht, selbst darüber zu entscheiden, von uns erkämpft werden muss. Wir brauchen ein sicheres Leben in Würde und Anerkennung statt patriarchaler Gewalt und Militarismus. Wir brauchen Bildung und eine gute Infrastruktur mit zuverlässigen Kitas und einem guten Gesundheitswesen statt Aufrüstung, Kriegen und dem Geschwafel vom Sieg. Wir brauchen eine Welt, in der kein Mensch wegen seiner Herkunft, seiner Hautfarbe, seines Geschlechts diskriminiert, ausgegrenzt oder verfolgt wird.
Einfach auf den Nenner gebracht, bedeutet das: Rechte Hetze spaltet, Klassenkampf verbindet!
Wir wissen, wofür wir kämpfen. Heute am internationalen Frauentag, unüberseh- und unüberhörbar und das 365 Tage im Jahr: für eine solidarische Gesellschaft ohne patriarchale Unterdrückung und Rassismus, für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Umweltzerstörung, Vertreibung und Krieg. Wenn wir feministisch streiken, steht die Welt still.
Es liegt auch an uns hier als Teil der weltweiten feministischen Kämpfe für Frauenbefreiung, soziale Gerechtigkeit und eine friedliche Zukunft, die Welt zu verändern.
Frauen die kämpfen, sind Frauen die leben!