Gewalt gegen Frauen fängt nicht beim Femizid an. Femizide sind die tödliche Zuspitzung körperlicher und psychischer Gewalt- Gewalt gegen Frauen, weil sie Frauen sind. Patriarchale Gewalt hört aber auch nicht an dem Punkt auf, wo in Deutschland alle 45 Minuten eine Frau Opfer von Gewalt durch einen Partner wird. Die Erfahrung zeigt, dass wir uns auch bei solch extremer Gewalt nicht auf den Schutz durch staatliche Institutionen und die Justiz verlassen können. Sie sind selbst Teil patriarchaler Herrschaft, nach innen und außen. Näherungsverbote werden kaum durchgesetzt, Täter häufig frei gesprochen und den betroffenen Frauen wird oft nicht geglaubt. Die Schuld wird umgekehrt, wenn Frauen in Gewaltverhältnisse zurückkehren, sich von demselben Partner erneut manipulieren lassen und sich dem Täter damit ausliefern.
Allein sich gegen diese Mechanismen psychischer und physischer Gewalt zur Wehr zu setzen ist schwer, manche Frauen haben kein Selbstvertrauen mehr in sich ein eigenständiges Leben gestalten zu können oder können sich es schlicht finanziell nicht leisten. Deshalb sind genügend Plätze in Frauenhäusern dringend notwendig, das jedoch ist lang nicht gegeben. Während Millionen in Rüstung und Krieg investiert wird, fehlt für solche Angebote angeblich das Geld.
Wir brauchen solidarische Bestärkung als Frauen und die gemeinsame Frauenorganisierung, um gemeinsam den Kampf für unsere Befreiung von patriarchaler Macht und Gewalt führen zu können. Von den Gewaltverhältnissen genau so betroffen sind queere Menschen, die zusätzlich auf homophobe und transfeindliche Angriffe reagieren müssen. Und diese betreffen Transfrauen wie homo- oder heterosexuelle Frauen.
Einfacher und ohne für unsere Selbstachtung und Selbstbestimmung zu kämpfen, geht es eben nicht. Patriarchale Macht und Ausbeutung bestimmen unseren Alltag. Mit schlechterer Entlohnung, dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen, der zusätzlichen unbezahlten Haus- und Sorgearbeit für Kinder/ Angehörige, also Lebensbedingungen im gewöhnlichen Kapitalismus, wo der Profit im Mittelpunkt steht, lassen uns kaum Luft für uns selbst zu sorgen. Abwertung, Abhängigkeit, Übergriffigkeit, und sexistische Anmache sind Mittel dieser Unterdrückung von Frauen, die Bagatellisierung von Sexismus und (verbalen) Übergriffen sichern das System der doppelten Ausbeutung im Kapitalismus.
Diese Bedingungen „begleiten“ uns in der Schule, bei der Arbeit, durch Vorgesetzte und manche Kollegen, überall im öffentlichen Raum. Taxierende und abschätzige Blicke, unaufgeforderte Kommentare zu unserem Äußeren, nachpfeifen, anbaggern auf der Straße, grapschen und betatschen auf engem Raum, im Bus, auf Party und im Club. Das setzt sich in den „sozialen Medien“ fort, wo Frauen und Mädchen abwertend kommentiert, sexuell bedrängt und gestalkt werden. Das erleben wir, weil wir Frauen einfach als Objekte von Männer betrachtet werden. Und so erleben wir die Verunsicherung und Ängste nachts beim Heimweg, wenn wir vorsorglich die Straßenseite wechseln, überlegen, welcher Heimweg noch eher halbwegs sicher sein könnte und auf der Hut sind, ob jemand und wenn, wer hinter uns läuft. Gewalt an Frauen ist unabhängig von der Herkunft und Hautfarbe. Generationen von Frauen kennen diese Verunsicherung.
Die Alternative dazu ist sicher nicht zu Hause bleiben und zu versauern oder gar zu versuchen, uns eine traditionelle kleinbürgerliche Familienidylle am heimischen Herd mit Kindern und einem männlichen Familienoberhaupt und Beschützer zurecht zu schustern – im Gegenteil, diese von Konservativen und Rechtsaußen propagierte patriarchale „Alternative“ bedeutet Abhängigkeit und Ausgeliefertsein pur.
Auf diese Angriffekann es nur eine selbstbestimmte feministische Antwort geben: Nicht mit uns! Dabei bleiben wir aber nicht stehen. Wenn eine von uns angegriffen wird, ist das ein Angriff auf uns alle. Wir bestimmen die Grenzen, werden diese überschritten, gibt es Gegenwind und keine Diskussionen. Wenn wir sexistischer Werbung ausgesetzt sind, muss diese nicht weiter da bleiben. Wenn wir abends nicht allein nach Hause gehen wollen, sorgen wir zusammen für den sicheren, unbeschwerten Heimweg. Wenn wir den Abwasch nicht mehr machen, bleibt das dreckige Geschirr halt stehen. Wenn wir für weniger Lohn gleichwertige Arbeit leisten, braucht es den Frauenstreik.
Wenn wir der Gewalt gegen Frauen, dem Besitzanspruch über Frauen den Kampf ansagen wollen, müssen wir dieser patriarchalen Herrschaft den Kampf ansagen. Auch wenn diese Macht so alt ist wie das Privateigentum und heute einhergeht mit Kapitalismus, weltweiter Ausbeutung und Kriegen. Entmutigen lassen wir uns dadurch trotzdem nicht.
Wir wissen was wir wollen und wir wissen wohin wir gehen. Gegen Gewalt gegen Frauen und für eine solidarische Gesellschaft frei von Unterdrückung und Ausbeutung. Diesen Kampf führen feministische Bewegungen weltweit, in den Selbstverteidigungseinheiten der Frauen in Rojava, in Argentinien, im Iran…
Ihnen sind wir verbunden.
We fight back! Gewalt an Frauen, hat viele Gesichter – unser Widerstand auch!
Spaziergang und Aktionen am Samstag, 25. November, 13 Uhr auf dem Latschariplatz Villingen (nur Frauen*)