Bilder und Bericht -Tag gegen Gewalt an Frauen

Gewalt an uns Frauen hat viele Gesichter, unser Widerstand auch. Dass Gewalt gegen Frauen nicht beim Femizid anfängt sondern viel früher beginnt und fast jede Frau in ihrem Alltag auf die eine oder andere Weise damit konfrontiert wird, haben wir mit unterschiedlichen Aktionen in der Stadt in Villingen zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufgegriffen. Wir nehmen diese Gewalt gegen uns nicht als unveränderbar hin.

Gewalt, die im Femizid, dem Mord durch den (Ex-Partner) gipfelt, die die eigenen vier Wände zum unsichersten Ort auf der Welt machen. Gewalt gegen Frauen, weil die Täter Frauen als Besitz- und Privateigentum beanspruchen, über unser Leben und unseren Körper bestimmen wollen. Wenn jeden dritten Tag eine Frau deshalb getötet wird, jede 45 Minuten von einem „Partner“ körperlich misshandelt wird -das ist immer noch Alltag in der BRD- nehmen wir das nicht hin.

Dass das aber eben „nur“ der brutalste Ausdruck patriarchaler Gewalt von Männern gegen Frauen, dem Herrschafts- und Besitzanspruchs von Männern über Frauen ist, haben wir auf den verschiedenen Stationen in der Stadt mit Plakaten, Parolen, einer Performance, mit Redebeiträgen an die Passant:innen zum Ausdruck gebracht: wir nehmen unsere Leben aktiv und selbstbewusst in die eigenen Hände.

Ein paar und Eindrücke von den Aktionen

In der Fußgängerzone

Mit Schilder die später die Straßenlaternen mitten in der Einkaufsmeile anders schmückten, als mit vermeintlich friedlicher weihnachtlicher Deko, haben wir die zentralen Punkte unseres Aufrufs präsent gemacht: Gewalt an Frauen beginnt nicht mit Femizid, ist weder ein Einzelfall noch eine Tragödie und hat nichts mit der Herkunft zu tun, unsere Solidarität ist international und dabei sind uns Rojava, Iran, Chile, Argentinien ein Beispiel im feministischen Kampf.

Die chilenische Performance „Un violador en tu camino- Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ verbreitete sich von Latein Amerika aus über die ganze Welt und wurde in unzählige Sprachen übersetzt. Der Tanz thematisiert die vorherrschende Gewalt an Frauen und benennt dabei auch die Rolle des Staates und wie dieser die Täter in Schutz nimmt. Er symbolisiert jedoch auch den Widerstand der Frauen gegen eben diese Gewalt.
Mit Schilder mit dem deutschen Text des Liedes, haben wir dies aufgegriffen.

Wir alle kennen Täter sowie Orte, an denen Täter geschützt, Betroffene nicht unterstützt werden, allein gelassen werden, und die Gewalt verharmlost wird. Wir alle kennen Institutionen, die reaktionäre, anti-feministische Propaganda verbreiten und damit die patriarchale Gewalt fördern und reproduzieren. Wenn wir Frauen von Gewalt betroffen sind, sind nicht wir schuld, sondern die Männer, die die Täter sind, die Justiz, Medien und gesellschaftliche Strukturen, die diese Taten decken und teilweise selbst Teil dieser Gewalt sind.

Am Villinger Münster

Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck der herrschenden patriarchalen Ordnung. Und ein Fundament dieser Ordnung ist die Kirche als religiöse Institution und dem angeblichen Schutz für das ungeborene Leben. Die Entscheidung der Frau, ihre Lebensplanung und Motive zählen dabei nicht. Die Katholische Kirche ist eine gewaltige Verfechterin des Abtreibungsverbots, des § 218 und setzt Frauen massiv in ihrer Entscheidung moralisch unter Druck.

Teile der katholischen Kirche waren auch dieses Jahr Mitunterstützer für den angeblichen „Marsch fürs Leben“, zusammen mit klerikalen Sekten und fundamental-christlichen politischen Gruppierungen innerhalb der CDU bis hin zur AfD.

Die katholische Kirche steht für den Mann als Herrscher über die Frau, er soll bestimmen, die Kirche steht für die heterosexuelle Kleinfamilie als alleinige Richtschnur, sie steht fundamental gegen unsere Selbstbestimmung. Für abweichende Lebensformen werden Frauen und LGBTQ`s zwar nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt, moralisch aber weiter unter Druck gesetzt und ausgegrenzt. Und unter der Macht des muffigen Talar schaut die sexualisierte Gewalt gegen Frauen, Kinder und Jugendliche hervor.

Mit Plakaten haben wir die Türen am Villingen Münster umgestaltet.

In der Färberstraße

In der Kneipenmeile, haben wir die Flächen einer Plakatwand für unsere Tapete genutzt. Nach dem Anbringen des Wandbilds haben wir mit einer kurzen Durchsage und lautstarken Parolen den Inhalt vermittelt.

Gewalt betrifft uns in allen Lebensbereiche, Kriege sind ein Ausdruck davon. Gewalt gegen Frauen ist ein Kriegsmittel. Seien es die für uns fern erscheinenden Kriege im Jemen oder Sudan, der Krieg in der Ukraine, in Palästina oder der Krieg der Türkei gegen die Frauenrevolution in Rojava in Nordostsyrien.

So wie Ausbeutung und Kapitalismus, Neokolonialismus und patriarchaler Militarismus unsägliches Leid über die Menschheit bringt, unvorstellbar große Ressourcen für Tod und Zerstörung statt Entwicklung und sorgsamen Umgang mit Natur und Umwelt verschleudert werden, braucht es dagegen unseren Widerstand. Die Gesellschaft macht uns zu Konkurrent:innen, wo letztlich allein das Recht der Stärkeren gilt. Sie versucht uns zu spalten in – angeblich unvereinbare, feindliche Ethnien und Religionen und Ländergrenzen.

Solange das Patriarchat und kapitalistische Ausbeutung diese Welt beherrschen, kann es keinen wirklichen Frieden geben. Weil wir leben wollen, sagen wir dem den Kampf an.

Am Amtsgericht

Beim Amtsgericht in Villingen, wurde nochmal aufgegriffen, dass uns weder Bullen, noch Staat schützen, wenn es um Gewalt gegen uns geht. Sie sind Teil des patriarchalen Staates und Teil des Problems.

Am Bahnhof

Zum Abschluss haben wir das Transparent das uns bei den verschiedenen Aktionen im Vorfeld begleitet hat, an der Brücke an Busbahnhof aufgehängt und dabei Flyer an Passantinnen verteilt.

Davon provoziert gefühlt, hat sich ein junger Typ, der davor am Busbahnhof als Nazi von der faschistischen Partei „Der Dritte Weg“ erkannt wurde und auch als solcher geoutet wurde und die Ansage bekommen hat, er solle abhauen. Er ging schnell weiter. Jedoch schaffte er es das davor aufgehängte Transpi abzureissen. Dies blieb nicht ohne Gegenwehr.

Der Dritte Weg, ist faschistisch, als Vorbild die NSADP und vertritt damit auch ein konservatives Familien- und Frauenbild. Der Mann als Oberhaupt und die Frau als treue und fürsorgliche Mutter, dessen einzige Aufgabe und Erfüllung genau das sein soll.
Dass sich Rechte und Faschisten durch unsere Aktionen angegriffen fühlen, ist nur folgerichtig. Denn es ist ein direkter Angriff auf ihr Weltbild, das auf dem Patriarchat aufbaut.

Wenn es darum geht unsere Errungenschaften zu verteidigen und gegen diese patriarchale Gesellschaft zu kämpfen, heißt das uns auch gegen den Antifeminismus der von Rechten und Faschisten ausgeht zu stellen. Das heißt für uns sowohl den feministischen wie auch den antifaschistischen Kampf weiter auf zu bauen!