Nein zur Gewalt gegen Frauen!

Annähernd jede zweite Frau in Deutschland hat bereits körperliche und sexuelle Gewalt erlebt. In den meisten Fällen geht die Gewalt dabei vom Partner oder dem Ex aus. Besonders häufig von Übergriffen betroffen sind Frauen in Trennungssituationen.

Trotz der großen Anzahl schweigen mehr als die Hälfte der Betroffenen. Noch geringer ist die zahl derer die darüber sprechen wenn es sich um um den Partner in der eigenen Beziehung oder Ehe handelt der gewalttätig wird. Die Gründe sind oft mals Einschüchterung, die eigene Scham und auch schlicht finanzieller Abhängigkeit. Allein die Häufigkeit zeigt, Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles Problem oder das Pech einzelner.

Die Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem…

Wenn heute in der Öffentlichkeit, in den Medien und der Politik die Gewalt gegen Frauen zur Sprache komm, dann fast immer losgelöst von Familie und Partnerschaft. In populistischer und demagogischer Weise wird das Thema aufgegriffen um vor einer Zunahme der Kriminalität und allgemeiner Brutalität zu warnen. Es wird ein Bild suggeriert in dem sexuelle Übergriffe und andere Gewalt vom bösen Unbekannten, Nachts in dunklen Straßen verübt wird. Diese Fälle gibt es und jeder einzelne ist einer zu viel. Doch Populisten, rechte Hetzer und auch Konservative lenken von den eigentlichen, in dieser Gesellschaft liegenden Ursachen ab, wenn sie Migranten und Flüchtlinge als Schuldige präsentieren. Denn die Gewalt gegen Frauen findet am häufigsten in den „eigenen“ vier Wänden, im Bekanntenkreis, in der Familie und besonders häufig durch den Partner statt.

Gerade Frauen die aus der für sie bestimmten Rolle ausbrechen, sich nicht mehr unterordnen und selber bestimmen wollen oder eine Beziehung beenden, sind betroffen. Dabei bleibt es nicht bei Worten, Schlägen und Tritten.

Alle zwei bis drei Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner umgebracht. Von den Medien aufgegriffen und überregional wahrgenommen werden die Morde meist nur dann, wenn es heißt „Ausländer tötet deutsche Frau“. Der gewaltsame Tod von Frauen wird, von der AfD und anderen Rechten, gezielt instrumentalisiert und in Hetzkampagnen gegen Geflüchtete verwandelt. Dabei sind sie es, die gemeinsam mit streng Konservativen und christlichen Fundamentalisten, die Frauen in die Rolle der Hilflosen, die einen starken Beschützer an ihrer Seite brauchen, drängen. Die für sie die Rolle der Hausfrau, der treuen und unterwürfigen Begleitung des Mannes propagieren. Gerade sie bestärken die patriarchale Unterdrückung, das gesellschaftliche Machtverhältnis des Mannes über die Frau und stellen sich der Selbstbestimmung entgegen.

… und kein Einzelschicksal

Bei der Gewalt gegen Frauen handelt es sich weder um eine „Familiendragödie“ noch um ein „Eifersuchtsdrama“. Die Begrenzung des Blicks auf einzelne Schicksale verschleiert die tatsächlichen gesellschaftlichen Hintergründe vor denen die Taten stattfinden. Abwertung und Ausbeutung, die Benachteiligung von Frauen sind Teil der patriarchalen Unterdrückung. Trotz rechtlicher Gleichstellung ist es um die wirkliche gesellschaftliche Gleichberechtigung schlecht bestellt und so bleibt auch die unmittelbare körperliche Gewalt gegen Frauen ein alltägliches Problem. In unterschiedlichsten Formen prägt dies das Leben von uns Frauen und darum setzen wir uns dagegen zur Wehr.

In Ländern rund um die Welt sind in den letzten Jahren unzählige Frauen gegen die Gewalt und Morde auf die Straße gegangen. 2016 begann die Bewegung „Ni Una Menos“, “Nicht eine weniger“, in Argentienien und breitet sich von Südamerika über Spanien nach Italien aus. In Italien, wo sich die Zahlen der Frauenmorde kaum von denen in Deutschland unterscheiden, versammelten sich bereits Ende 2016 hunderttausende zur Demonstration in Rom und machten ihren Widerstand deutlich.

Wenn wir uns untereinander austauschen, zusammenschließen und sagen es reicht dann können wir diesem System der Unterdrückung und Gewalt gemeinsam den Kampf an sagen. Denn gemeinsam sind wir stark.