Immer wieder diese Blicke, anscheinend zufällige Berührungen, anzügliche Sprüche, bescheuerte Witze… Sei es beim Feiern, auf Arbeit oder sogar im Freundeskreis.
Jede Frau kann ein Lied davon singen.
Wir leben im 21. Jahrhundert, wir könnten meinen der konservative Mief und seine verstaubte Moralvorstellungen lägen mindestens um Jahrzehnte zurück. Definitiv nein! Noch immer werden in dieser Gesellschaft Frauen keineswegs als vollwertige Mitglieder angesehen, sonder eher als sexuelles Objekt oder als diejenigen die mit Kindern für das Fortbestehen der Menschheit sorgen.
Wie oft kommt es vor, dass wir uns sexistische Sprüche in der Schule, der Uni, auf Arbeit oder sonst wo anhören, überrumpelt nicht genau wissen wie wir uns verhalten sollen und vielleicht der Einfachheit halber sogar mitlachen?
Wenn Frau sich nicht an das Spiel hält, deutlich macht was ihr nicht passt hat sie mit Vorwürfen oder Verharmlosung, zu rechnen. All zu oft kommt die Aufforderung sich doch nicht „so an zu stellen“ nicht nur von Männer, sondern auch von Frauen selbst. Das in der Gesellschaft als normal geltende Verhalten und die Rollenverteilung erscheint für viele schlicht als natürlich und gottgegeben.
Schon von klein auf wird uns beigebracht wie sich Jungen und Mädchen, wie sich Frauen und wie sich Männer, zu verhalten haben. Während dem weiblichen Geschlecht Emotionalität, Fleiß, Ordentlichkeit, Demut und Hingabe als angeblich angeborene Eigenschaften zugeschrieben werden, seien „die Männer“ von Natur aus stark, beschützend, durchsetzungsfähig und weniger gefühlvoll. Die Folge, mehr oder weniger offen wird Frauen abgesprochen selbst zu denken, bestimmen, handeln oder sich wehren zu können.
Sexismus ist Teil des Alltags…
Eine Frau die sich zum Ausgehen schön macht, sich schminkt und vielleicht dazu ein kurzes Kleid anzieht und dann nicht in Begleitung eines Mannes ist, bedeutet für viele automatisch, sie will umworben und „erobert“ werden. Nein! Eben nicht. Doch auf eine Abfuhr heißt es schnell sie sei zickig, prüde oder solle sie sich eben anders anziehen.
Dagegen scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben. Entweder nicht aus zu gehen oder jedoch so aufgemacht, dass nicht das „falsche“ Signal gesendet wird. Der Spagat zwischen dem eigenen Bedürfnis attraktiv zu sein, auch einfach nur für sich selbst, und der von anderen so gedeuteten Einladung zur Anmache, scheint schwierig. Dazu kommt, dass eine Frau die keine feste Beziehung führt und wechselnde Partner hat, noch immer als „einfach zu haben“ oder „Schlampe“ abgestempelt wird, somit scheint es für viele völlig legitim sie anzumachen.
In der Gesellschaft wird Frauen die Rolle als schönes, naives Dummchen als Anhängsel des Mannes aufgedrängt. Und wenn nicht, dann muss eben das Bild der fürsorgliche Mutter die sich, für Familie und Haushalt hingibt, passen.
Frauen die sich dazu entscheiden keine Kinder zu bekommen, werden in ihrem Umfeld, von Bekannten oder den ArbeitskollegInnen bemitleidet oder zumindest nicht verstanden. Scheinbar kann es nicht sein, dass eine Frau nicht auch Mutter sein will. Die Antworten auf diese nicht zur Rolle passende Entscheidung, sind dann eben, sie hat wohl noch nicht den Richtigen gefunden, vielleicht kann sie keine Kinder bekommen.
Anscheinend gibt es „Regeln“ nach denen wir uns zu verhalten haben. Fernsehen, Internet, und Zeitschriften, vor allem aber Werbungen sind voll damit, ständig werden patriarchalen Rollenbilder reproduziert. All diejenigen die sich nicht in diese Rollenbilder pressen lassen oder sich gar entschieden dagegen wehren, werden mit Ablehnung und Ausgrenzung konfrontiert. Sie passen nicht zur gesellschaftlichen „Normalität“.
… und hat gesellschaftlich Ursachen
Wir wollen jedoch ein Leben führen in dem wir selbst Entscheiden, was wir anziehen, mit wem und wann wir wie Sex haben, ob wir Kinder wollen oder nicht.
Überall und immer dann wenn uns etwas unangenehm ist und uns nicht passt, gilt es sich zu wehren und zurück zu schlagen! Dafür müssen wir uns nicht rechtfertigen!
Einzig mit moralisierender Kritik und Erklärungen werden wir jedoch nicht wirklich weit kommen. Sexismus und patriarchale Rollenverteilung sind nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Bedingungen des Kapitalismus zu sehen. Unternehmer, Konzerne, die Kapitalseite bedienen sich sexistischer Abwertung und patriarchaler Unterdrückung. In ihrem Interesse setzen sie etwa bei den Löhnen Männer und Frauen in Konkurrenz zu einander. Und so verdienen im Kapitalismus, in dem wir nun einmal leben, Frauen für die selbe Arbeit immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen, sie haben deutlich schlechtere Aufstiegschancen im Beruf, die Chefetagen sind fast ausschließlich männlich besetzt.
Um tatsächlich dem Patriarchat an den Kragen zu gehen werden wir diese Gesellschaft umwerfen müssen. Dennoch, wenn wir nicht im hier und jetzt beginnen zu widersprechen, uns gegenseitig zu unterstützen und uns zu organisieren, werden wir weder auf kurz oder lang etwas ändern.
Es ist wichtig Sexismus nicht als „normal“ hin zu nehmen und zu akzeptieren sondern diejenigen in die Schranken zu weisen welche unsere Grenzen nicht akzeptieren und überschreiten. Nicht die Frauen sollten sich an sexistische Situationen gewöhnen und diese verharmlosen. Vielmehr sollten sich Männer daran gewöhnen, dass ihr Verhalten für sie unangenehm werden kann, weil Frauen diesen „Normalzustand“ nicht mehr hinnehmen.